Jetzt ziehe ich sicherlich drei Viertel des Hasses auf mich, aber ich finde Karneval so richtig doof. Ich glaube, dass das nicht schlimm ist, weil „doof“ ja genau der Anspruch ist, der erfüllt werden soll.
Im Allgemeinen begrüße ich jeden Grund zum Feiern – sollen sie doch alle machen, denn wir haben in unseren Alltagen so wenig Raum dafür. Aber warum muss man sich denn dazu verkleiden?
Ich verstehe das Verkleiden einfach nicht. Es ist durchaus lustig anzuschauen, doch ich für mich selbst empfinde dabei kein Vergnügen. Was ist denn so toll daran, sich in ein sexy Kätzchen, eine Hexe, Prinzessin, einen Clown oder eine fette Hummel zu verwandeln und in eine andere Rolle zu schlüpfen? Also… mir will nicht in den Sinn, warum man sich buchstäblich freiwillig zum Affen macht. Dahinter steckt weder Sinn noch Tradition, das ist einfach nur unnütz 😉
Zu meiner Verteidigung habe ich zu sagen, dass ich dem Verkleiden grundsätzlich nichts abgewinnen kann. Das mag daran liegen, dass ich mich schon genug im Job und in bestimmten Alltagssituationen verkleiden muss und die meiste Zeit meines Tages nicht ich selbst sein kann. Das beginnt beim Kostüm für die Arbeit (Büro), dem Abendkleid zu festlichen Anlässen oder dem seriösen Outfit zu Vorstellungsgesprächen und gipfelt im mich nicht mehr betreffenden Bereich „Uniform“ – was für eine dekadente, elitäre und sinnlose Sache sind denn Uniformen, egal ob für die Schule oder fürs Militär? Funktionskleidung, etwa für Pflegepersonal, sehe ich ja noch ein, das muss halt effizient und billig sein, aber dennoch ist es eine Form von Verkleidung. Und überhaupt! 😀 Ist schon einmal jemandem aufgefallen, dass alle diese Business-Pinguine mit schwarzer Hose und weißem Hemd wie Kellner aussehen? Warum ist ein und das selbe Outfit auf zwei so unterschiedliche Arten interpretiert und verfehlt es damit nicht komplett seinen Zweck? Jetzt schlummert zwar kein Punker an mir (das wäre ja auch wieder nur verkleidet), aber es ist einfach nicht mit meiner Persönlichkeit und meinem Freigeist vereinbar, dass bestimmte Situationen einen Dresscode erfordern. Natürlich – gäbe es keinen, würden ein paar Leute vielleicht nackig zur Arbeit gehen ;), aber wem schadet es denn, wenn morgen alle Stars in Jogginghose auf den roten Teppich gehen? Wem schadet es, wenn die Frau hinter der Kasse keinen firmeninternen Kittel, sondern ihren Lieblingspulli trägt? Jeder sollte sich wohlfühlen dürfen, jeder sollte sich selbst ausdrücken dürfen – und jemand, der an einem Tag im Jahr als Cowboy, Indianer oder Teddybär auftritt, der drückt sich halt nicht aus, sondern er verkleidet sich wieder so, wie er es im Alltag (für die Arbeit etc) auch tut.
… ich hab den Schreibfaden verloren. Also: verkleiden ist doof, weil man es, offenkundig ohne es zu bemerken, im Alltag die meiste Zeit über tun muss. Sich in Rock und Bluse / Hemd und Krawatte / Arztkittel / whatever zu hüllen ist nichts anderes als sich für einen Nachmittag in ein Clownskostüm zu stecken.
Ansonsten möge man mich bitte mal aufklären, was dabei den Reiz ausmacht.
Vielleicht gehe ich ja morgen als Einhorn zur Arbeit. Im Dresscode steht ja nur: „keine blaue Jeans“. Darin fühle ich mich sicherlich woher als in einer Schickimickibluse.
Ich mag Einhörner.
Karneval: Ja! Verkleiden: Nein!
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