Sommer in Jerusalem

Mit ordentlich Hitze ist der Sommer hier in Jerusalem angekommen.

Aber noch ist es schön grün, und alles blüht.

Und auf Grund von Corona sind die Strassen hier auch noch relativ leer. So konnte ich bei der Gelegenheit die schönen Bilder machen und nun mit Euch teilen.

New Arnona ist ein relativer neuer Stadtteil, der komplett auf dem Reissbrett entworfen wurde. Ich finde, die Architekten haben einen tollen Job gemacht. In jedem Haus gibt es zwischen 10 und 15 Wohnungen, alle mit Balkon, die unteren sogar mit Garten. Und zwischen den Häusern gibt es Grünflächen, auf denen die Bewohner sich aufhalten können.

Ich mag ja eigentlich alte, gewachsene Stadtteile, aber hier fühle ich mich wirklich wohl. Und außerdem ist es hier wunderbar sauber. Das liegt sicher auch an der Bevölkerng. Denn hier wohnen viele Einwanderer aus Europa und den USA.

Trotz allem

Trotz allem
Ist Sommer geworden

Am blauen Himmel ziehen
Schönwetterwolken
Während im Schatten
Der Wind in den Bäumen spielt

In blühenden Kräutern
Summen Bienen und Wespen
Und erinnern
An andere Zeiten

Vogelstimmen singen Ihre Lieder
Voll Schönheit
Und Sehnsucht streicht
Durch die warme Luft

In den zarten Duft des Jasmins
Mischt sich das Glück

Als hätte ein Engel seine Flügel
Ausgebreitet und wispert
Im Spiel der leuchtenden Schatten:
„Alles wird gut“

In Zeiten von Corona – Pessach in Jerusalem

Ich muss mit Euch etwas sehr schönes teilen, dessen ich heute Teil sein durfte:

„Ma Nishtanah baLeila hase“ – „Was ist anders in dieser Nacht?“ ist eine Frage, die Juden auf der ganzen Welt am Pessach Abend stellen. Sie ist Teil des Seder Abends, der normalerweise in großer Runde mit der Familie gefeiert wird.

Dieses hat jedoch hat Israel ein absolutes Ausgehverbot für die Seder-Nacht verhängt. Niemand darf seine Wohnung verlassen. So soll verhindert werden, dass die Menschen sich anstecken.

Auf den ersten Blick trennt es das Volk, das Land, die Familien voneinander. Wo das Miteinander doch gerade an Pessach, am Fest, dass an die Rettung aus der Sklaverei, an die Freiheit erinnern soll. Und die Freiheit, das Haus an diesem Abend zu verlassen, um mit denen zu feiern, die einem am liebsten sind, genau diese Freiheit ist nun weg.

Und doch, heute Abend, um genau 20.30h bin ich mit meinen Töchtern auf den Balkon getreten, wie viele tausende Israelis im ganzen Land auch. Und alle haben sie gemeinsam gesungen: „Ma Nishtanah baLeila hase“. Und es war wunderschön. Ein ganzes Volk, getrennt, und doch zusammen.

Ich wünsche allen meinen jüdischen Freunden ein Frohes Pessach Fest – Nächstes Jahr gemeinsam in Jerusalem!

Urlaub, wenn alle zuhause sind

Um mich selbst mache ich mir eigentlich keine großen Sorgen. Obwohl ich glaube, wenn es jemanden erwischt, dann die Kassierer unseres Landes. Mein letzter Arbeitstag, bevor ich für eine Woche in den Urlaub verschwand, war ein Samstag, und es war ohne jeden Zweifel viel, viel voller als sonst – und das in einem Baumarkt. Ich meine, ich kann noch verstehen, dass jemand denkt, ohne Klopapier und Nudeln sei er aufgeschmissen, aber ohne Klickparkett und senfgelbe Wandfarbe? Und die Sache mit dem „in den Ellenbogen husten“ hatte wirklich niemand drauf. Da wurde gedrängelt und geschubst und es wurde einem ungeniert ins Gesicht gehustet. Meine Kollegin erzählte mir vorhin, dass Montag und Dienstag wohl noch schlimmer waren. Offenbar kamen ganze Familien in den Baumarkt, um sich ein wenig zu beschäftigen (und senfgelbe Wandfarbe zu kaufen) und alle waren ungeniert am Husten und Niesen. Mitten in Gesichter anderer Leute.
Ganz schlimm.

Der Urlaub jetzt war schon anders als die Urlaube in den letzten Jahren. Ich bin ziemlich schlecht im wochenlangen Vorausplanen – tatsächlich bin ich es dank meiner vielen Kinder eher gewohnt, alle Viertelstunde zum Einkaufen zu fahren, weil die, wenn ich gerade Vollkornbrot mit Käse gekauft habe, sich entschieden, nur noch Zwieback mit Nutella und Sauerkraut zu essen. In dieser Woche jetzt habe ich versucht, ein wenig zu planen, aber irgendwie klappte das nicht besonders gut. Irgendwas fehlte doch immer. Montag fehlte alles (war ja Urlaub, also musste ich erstmal für einen Grundstock an Vorräten sorgen). Dienstag fehlte das, was ich am Montag vergessen hatte, zu kaufen (ich vergesse immer irgendwas!). Am Mittwoch war die Schokolade alle (dabei dachte ich, die würde eine Woche lang reichen. Aber wenn die da so rumliegt, dann reicht sie eben doch nicht). Am Donnerstag überkam mich die Angst, dass der beste Freund von allen „jeden Tag Nudeln“ vielleicht doof findet, und ich kaufte schnell frische Bratwurst – mit Mindestabstand natürlich, mit Kartenzahlung und mit schlechtem Gewissen, aber trotzdem irgendwie hungrig, und das trotz aller Nudelvorräte hier im Haus. Am Freitag hatte ich Appetit auf Waffeln. Aber so richtig. Zuhause habe ich immer Mehl (genauso, übrigens, wie Schokolade und Nudeln und Bratwurst!), aber hier im Urlaub? Leider nein. Ich fuhr also los, um Mehl zu kaufen, aber es gab keins. In fünf Geschäften, in welche ich mich beschämt schlich, immer auf Abstand von allen Menschen bedacht, gab es kein Mehl. Und mehr Mehl-Geschäfte gibt es hier auch nicht. Irgendwie hat mich das total frustriert. Von 20 Leuten, die ich kenne, gibt es vielleicht zwei, die gut und gerne backen – oder überhaupt backen. Was um Himmels Willen fängt der Rest mit soviel Mehl an? Wenn man Mehl über schwarze Katzen stäubt, sehen die witzig aus. Wenn man Mehl auf Schnee schippt, rutscht man vielleicht nicht mehr aus. Und wenn man Mehl auf dem Dachboden verteilt, bekommt man anhand der Fußspuren heraus, WELCHES Mistvieh einen die ganze Nacht wach hält. Aber das ist auch schon alles, was mir dazu einfällt. Kein Grund, mir mein Mehl vorzuenthalten (dafür gab es dann noch mehr Schokolade). Ich war, ich muss es zugeben, ob meiner ungewollten Mehllosigkeit kurz vorm Heulen. Ich wette, in zwei Jahren, wenn das Haltbarkeitsdatum all dieser Mehlpackungen abläuft und sie unbenutzt im Müll landen und ich das zufällig sehe, bin ich WIEDER kurz vorm Heulen. Oder vielleicht heule ich ja. Mal gucken.

Ach so, und heute dachte ich dann, ich bleibe jetzt aber wirklich zuhause, ganz ordentlich, treffe niemanden und stecke niemanden an und bin dann gesund und so… aber leider schleppe ich seit Tagen einen sehr schmerzhaften Harnwegsinfekt mit mir herum und hatte plötzlich das Gefühl, ohne eine lindernde Wärmflasche nicht mehr leben zu können. Im Gegensatz zu Mehl gibt es hier Wärmflaschen zu kaufen. Ich hielt brav von allen Menschen Abstand, kaufte meine Wärmflasche (und sicherheitshalber noch ein bisschen Schokolade) und liege seitdem wohl gewärmt einfach nur so herum und genieße meinen letzten Urlaubstag.

Am Montag muss ich wieder zur Arbeit.
Um wen ich mir da wirklich Sorgen mache, sind einige meiner älteren Kolleginnen, die mit dem Aushilfsjob ihre Rente aufbessern – und die viel zu höflich sind, um zu sagen, dass sie lieber doch nicht kämen (weil ja immerhin auch alle alleinerziehenden Mütter und Väter nicht kommen. Und das sind einige!). Allerdings hat mir meine Kollegin vorhin via WhatsApp mitgeteilt, dass wir jetzt alle Handschuhe an den Kassen haben, dass nicht mehr zu viele Menschen gleichzeitig den Laden betreten dürfen, dass die Gartenkasse – Weh und Ach! – geschlossen ist und dass wir jetzt Plexiglasscheiben vor den Kassen haben. Und dass ALLE Waren auf das Laufband müssen. Auch die schweren.

Immerhin.

schwarze Katze (Bild: Reddit und Facebook und Boredpanda und lachschon und so weiter. Wer die schwarze Katze KENNT, die sich da mit Mehl vergnügt und im Internet ausgebreitet hat, kann mir gerne einen Tipp geben!)

In Zeiten von Corona – Brot backen am 20.03.2020

Ich weiss ja nicht, wie ich mit der Zeitzählung anfangen soll. Seit letztem Freitag hat die Schule zu, seit Sonntag der Kindergarten. Und seit heute haben wir in Israel Ausgangssperre.

Also vielleicht Tag 1 der Ausgangssperre?

Einkaufen dürfen wir ja noch. Heute Morgen hat es stark geregnet. Also wartete ich ein paar Stunden. Und als sich der Regen gegen 12.30 in feineren Nieselregen verwandelte, machte ich dann doch auf zum kleinen Supermarkt un die Ecke.

Die Situation auf der Strasse war surreal. Fast wie an Yom Kippur. Kaum Autos. Richtig still war es. Nur der Regen auf den Häuserdächern und die Vögel in den Bäumen.

Zwei Personen begegneten mir unterwegs. Eine Frau mit Maske und Handschuhen und ein Mann, ebenfalls mit Handschuhen. Beide machten einen Bogen um mich, als sei ich aussätzig.

Im Geschäft gab es dann kein Brot mehr. Im übrigen auch keine Eier mehr. Dafür unübersehbar viele Tuben Alcogel.

Ich kaufte also stattdessen Mehl und Hefe und habe heute Abend mein erstes Roggenbrot gebacken. Der Duft stieg auch meiner 8-jährigen Tochter in die Nase. Die gleich probieren wollte.

So fängt in Jerusalem der erste Shabbat unter Ausgsngssperre an.

Ich wünsche allen ein schönes Wochenende. Und vor allem: Bleibt gesund!

In Zeiten von Corona

Wo wir jetzt alle von unseren Regierungen aufgefordert werden, zu Hause zu bleiben, haben wir doch alle mehr Zeit zum Schreiben, oder?

Was macht Ihr jetzt? Wie geht es Euch?

Lasst und doch eine Art gemeinsames Tagebuch über diese Zeit führen. Was haltet Ihr davon?

Ich würde heute Abend, wenn die Kids im Bett sind, mal den ersten Aufschlag machen.

Ick glob, mir brennt der Arsch

Oha, der Stuhl ist echt heiß, mein Arsch fängt Feuer. Beeilt euch, tut eure Meinung über mich kund, damit ich schnell wieder abflitzen kann, Eiswürfel holen, kaltes Bad nehmen oder so. Apropos heiss, heute ist es wirklich heiß draußen. Deswegen mach ich nix und hab Zeit. Ein Gutes hat es trotzdem, alle sind ausgeflogen bei denm schönen Wetter und viele im Urlaub. Dürfte recht rar werden hier. 😁

Lob und schöne Worte? Ich versinke bei sowas im Erdboden. Kritik? Nehme ich gerne an, aber versinke da auch im Erdboden. Geht aber nicht, denn dann ist der heiße Stuhl auch weg. 😅

Also dann ran an die Tasten. 

….oh mein Gott, ich versinke schon….😱