Weihnachtsgeschichte 2018 – Episode 2 (inkl. Audioversion)

 

Episode 2 von Annsworld1987

Als Rofibald-Geruwim am nächsten Morgen aufwachte, war er guter Dinge die Diebe aus dem Weihnachtsbaumwald zu finden. Er ging stark davon aus, dass es sich um mindestens zwei Personen handeln musste, denn niemand, noch nicht mal der Chef, war so stark die schweren Tannen aus dem Wald zu tragen. Doch als er seine Vorhänge zurückzog, stand ihm die Ernüchterung ins Gesicht geschrieben. Weit und breit kein Schnee mehr zu sehen. Im Gegenteil, die Landschaft war wieder saftig grün und die Sonne schien.

Er beschloss das Frühstück heute ausfallen zu lassen und machte sich direkt auf den Weg zu Heinrich und Josef. Es galt einen neuen Plan auszutüfteln um die Diebe zu fassen und die vorgesehene Weihnachtstanne für das Dorf zu beschützen. Auch ließ ihn die Gestalt nicht los, die durch das Dorf schlich. Als hätte er vor Weihnachten nicht schon genug zu tun.

Als er bei Heinrich eintraf, war Josef schon da und beide waren ähnlich enttäuscht wie der Zwerg, dass der Schnee über Nacht weggetaut war und sie nun mit der Suche von vorn beginnen mussten. Aber die beiden Männer waren schon aktiv und unterbreiteten Rofibald-Geruwim ihren Plan.

„Wir haben uns überlegt, dass wir beide den Wald bewachen, vor allem die wichtige Tanne, die im Dorf aufgestellt werden soll. Denn wir gehen davon aus, dass es sich hier um mindestens zwei Personen handeln muss. Zudem werden es keine Zwerge sein, weshalb wir denken, dass wir ihnen körperlich überlegener sind, als du und deine Freunde.“, begann Heinrich, während Josef ergänzte: „Und du und deine Freunde könnt euch um den unbekannten Streuner im Dorf kümmern. Ohne euch vorgreifen zu wollen, haben wir uns schon im Dorf umgehört und die ersten Hinweise gesammelt.“ Nachdem er fertig gesprochen hatte, übergab er Rofibald-Geruwim ein Blatt Papier, auf dem alle Hinweise fein säuberlich aufgelistet waren. Der war sichtlich gerührt und bedankte sich bei den beiden Männern für ihre Hilfe. Um keine Zeit zu verlieren, brachen Heinrich und Josef sofort Richtung Weihnachtswald auf. Sie verabredeten sich für den nächsten Tag, um sich auf den neuesten Stand zu bringen.

Während sich Heinrich und Josef auf den Weg machten, ging Rofibald-Geruwim noch einmal kurz zu sich nach Hause. Hier las er sich in Ruhe die Hinweise über den Streuner durch.

So erfuhr er, dass die Gestalt immer erst am Abend, also wenn es dunkel wird, gesehen wurde. Der Unbekannte sei ca. 1,80 m groß und von schlanker Statur. Die Gestalt schien ein Mann zu sein, was aber nicht genau zu sagen war, da sie immer eine Kapuze trug. Außerdem stand auf dem Papier, dass die Gestalt verdreckt und ausgemagert aussehe. Teile der Dorfbewohner wollten auch immer mal wieder einen Hund an der Seite des Unbekannten gesehen haben.

Auch wenn der Unbekannte überwiegend abends im Dorf gesehen wurde, beschloss der Zwerg trotzdem jetzt schon eine Runde durchs Dorf zu laufen. Vielleicht fiel ihm ja doch schon was auf. Seine Hoffnung war der Hund, der auf jeden Fall eine Spur hinterlassen haben musste. Bevor er aufbrach, gab er eine kurze Zwischenmeldung an den Chef, der ihm für sein Vorhaben grünes Licht gab und zeitgleich Heinrich und Josef dankbar für ihren Einsatz war. Er sicherte Rofibald-Geruwim außerdem noch zu, ihm Hilfe zu schicken.

Der Zwerg wunderte sich zwar, dass der Chef so umgänglich war und ihm sogar Hilfe schicken wollte, war ihm aber dankbar dafür. Wahrscheinlich war die Tanne, die für das Dorf vorgesehen war, wohl doch was ganz Besonderes, dachte er, überprüfte dass er seine Rufwurzel eingesteckt hatte und schloss die Tür ab.

Auf dem Marktplatz angekommen, sah er vor dem Bäcker einen unbekannten Hund sitzen. Nach kurzer Überlegung ging er langsam auf ihn zu. Im Bäcker waren keine Kunden, sodass er davon ausging, dass der Hund zu dem Unbekannten gehören musste. Als er Schritte hörte, versteckte er sich hinter der Hauswand des Bäckers und beobachtete, wer da angelaufen kam. Und tatsächlich, es war der Unbekannte, von dem alle berichteten. Die Statur stimmte, das magere Aussehen, der Hund und auch die Kapuze. Nur dass es sich nicht um einen Mann, sondern um eine junge Frau handelte. „Komm Bella, lass uns gehen sonst werden wir doch noch gesehen!“, sagte die Frau und lief mit dem Hund in Richtung Weihnachtswald.

Rofibald-Geruwim, noch schockiert von der neuen Erkenntnis, dass der Unbekannte eine Frau war, folgte ihr. Er überlegte, ob sie etwas mit dem Baumklau zu tun haben könnte, ob sie Komplizen hatte, die ihr halfen oder ob sie mit der ganzen Sache gar nichts zu tun hatte. Und warum hatte sie Angst gesehen zu werden?

Er beschloss, sobald sie anhielt, das Gespräch mit ihr zu suchen und ihr all diese Fragen zu stellen. Sie machte einen netten Eindruck, kümmerte sich um ihren Hund, wenn es dann ihrer war, von daher würde sie ihm schon antworten, dachte der Zwerg.

Doch als er vor sich blickte, waren die Frau und auch der Hund verschwunden.

 

Audioversion, gesprochen von Sigurd