… ohne dass wir es mitbekamen.
Die ersten Stunden der Maueröffnung haben wir sozusagen verpasst. Wir haben am Abend des 9. November 1989 keine Nachrichten gesehen und gehört. Dresden war das „Tal der Ahnungslosen“, in dem der Empfang des Westfernsehens im Prinzip nicht möglich war. Trotz unserer Teilnahme an mehreren Montagsdemos hatten wir den Fall der Mauer – noch dazu so schnell – nicht erwartet.
Als wir am nächsten Morgen in der Firma ankamen, erfuhren wir es von einem Freund und Kollegen. Wir waren ziemlich fassungslos und es dauerte auch einige Zeit, bis wir realisiert hatten, dass wir tatsächlich Zeitzeugen dieses historischen Ereignisses geworden waren. Auch wir hatten nicht damit gerechnet, dass die Mauer zu unseren Lebzeiten fallen würde. Natürlich haben wir uns gefreut, wie kleine Kinder.
Am 17. November 1989 fuhren wir mit unserem froschgrünen Trabi in Westberlin ein. Die Fahrt dorthin hat Stunden gedauert und wir kamen nur recht langsam voran, aber so konnten wir dieses Ereignis – unsere erste Fahrt in den Westen – auch ausgiebig genießen… 😉 Viele andere Autofahrer im Westteil Berlins haben gehupt und uns zugewunken, als sie uns in unserem doch recht auffälligen Gefährt wahrnahmen. 😀
Mindestens so überwältigt vom Mauerfall, wie wir, war die Tante meines Mannes. Sie ist gebürtige Berlinerin, lebte zu diesem Zeitpunkt schon fast 30 Jahre in den USA und war rein zufällig zu Besuch bei ihrer Mutter (der Oma meines Mannes) in Westberlin. Sie hat viele Freudentränen vergossen. Auch am 17. November – dem Tag unseres Reise nach Westberlin, unserem Wiedersehen (sie war Jahre zuvor schon zu Besuch bei uns in Dresden) und ihrem Geburtstag. „Ihre“ Stadt war nicht mehr geteilt. ♥