Ein Waschtag bei meiner Mutter

Gerne denke ich zurück an den Waschtag meiner Mutter. Ungefähr alle zwei bis drei Wochen war Stress in der Waschküche.
Am Abend vor dem „Großereignis“ wurde die Wäsche sortiert und in verschiedenen Kübel oder Zink-Schäffchen mit Wasser und Soda eingeweicht damit sich der gröbste Schmutz vom Stoff löste. Mein Papa hatte eine Schlosserei und da war die Arbeitskleidung immer besonders schmutzig. Da musste die ölige Arbeitskleidung besonders geschruppt werden.
Schon in aller Früh wurde der mit Wasser gefüllte Waschkessel angeheizt und die Wäsche mit Schmierseife oder Kernseife auf einem großen Holztisch durchgebürstet.

Zuerst legte man die weiße Wäsche mit Seifenpulver in den großen Waschkessel wo sie ungefähr ¼ Stunde kochte. Die weiße Wäsche wurde dann in einem großen Schäffchen gespült und beim Spülgang gab man irgend ein Mittel bei damit sie weißer strahlte. Ins Kochwasser der weißen Wäsche tat dann meine Mutter die Buntwäsche hinein welche dann mit einer Wäscheglocke einige Zeit gestampft wurde.

Da wir an einem Bach wohnten wurden die bunten Wäschestücke im Bach ausgespült. Im Winter oder bei Regenwetter wurde die Wäsche in den Dachboden zum Trocknen aufgehängt wo sie manchmal gefror und steif wie ein Brett wurde. Ich kann mich noch an eine Holzmangel erinnern – da wurden die großen Wäschestücke gemangelt.

Meine Mutter erzählte mir, dass es früher zum Bügeln die Holzkohlebügeleisen gab und später die Eisenrutscher die man auf die heiße Herdplatte stellte. Außer dem Waschkessel war in der Waschküche auch ein großer Waschtisch zum Wäschebürsten. Ich erinnere mich noch gut an einen Holzrost am Boden auf dem meine Mutter mit Gummistiefel stand und eine weisse Gummischürze hatte sie sich umgebunden. Ein Kopftuch in der dampfigen Waschküche durfte auch auf keinen Fall fehlen. Eine große Erleichterung war dann später ein großer hölzerner Bottich mit Elektromotor der mit einem vierarmigen Kreuz die Wäsche in der warmen Seifenlauge hin und her bewegte.

Als Wäschemittel diente immer die alt bewährte Kernseife oder die Schmierseife. Zum Wäsche spülen stand in der Waschküche eine große Badewanne die viele gute Dienste erwies. Doch die Handarbeit in der Waschküche war Stress und Kreuzschmerzen waren nicht zu verhindern. Ganz toll war dann später auch die große Wäscheschleuder die viel Erleichterung brachte. Das Schleuderwasser lief in einen Gully in der Waschküche und ein Rohr beförderte das Wasser in den vorbeilaufenden Bach.
Zum Wäscheaufhängen wurde ein langes Seil an Eisenstangen gespannt und mit Holzstützen wurde das Wäscheseil hoch gehalten.

Auf alle Fälle war der Waschtag immer mit viel Stress bestückt und da meine Mutter den ganzen Tag mit Wäschewaschen beschäftigt war ist das Mittagessen immer „mager“ ausgefallen.
Wie glücklich können wir uns in der heutigen Zeit mit der modernen Waschmaschine und dem Wäschetrockner fühlen.

Die Bilder habe ich im Mielemuseum aufgenommen.
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